Volvo P1800

DER VOLVO P1800 IST KULT – WEGEN SEINER ZEITLOSEN SCHÖNHEIT, SEINER PERFORMANCE UND ROGER MOORE


Glanzvoller hätte die Premiere nicht sein können: Im Januar 1960 avancierte der vom Schweden Pelle Petterson gezeichnete Volvo P1800 als seriennaher Prototyp zum Publikumsstar der Brüsseler Autoshow. Der bildschöne Wagen etablierte Volvo auf Anhieb im Club exklusiver Sportcoupé-Hersteller. Begehrenswert wie ein italienischer Gran Turismo und charismatisch wie ein britischer Kultsportwagen, wurde der P1800 quasi über Nacht zum spektakulärsten schwedischen Sportcoupé und zu einer Marken-Ikone. Einer Ikone, deren aussergewöhnliche Karriere mit Hochs und Tiefs erst in den 1970er-Jahren endete.

Ihren Anfang nahm die Erfolgsstory allerdings schon 1957, als der schwedische Nachwuchsdesigner Pelle Petterson in den Turiner Ateliers von Pietro Frua mit dem Design des P1800 begann und das Coupé mit der unvergänglichen Eleganz eines italienischen Gran Turismo zeichnete. Wobei ein Detail besonders viel zum ikonischen Design beitrug: die Finnen am Heck als Referenz auf das damals beginnende «Raketenzeitalter». Als auf den ersten Blick weniger spektakulär entpuppte sich die technische Basis für das 2+2-sitzige Sportcoupé – der Volvo Amazon P120 (Limousine) –, dessen 90 PS starker1,8-Liter-Vierzylinder im leichten P1800 für damalige Zeiten trotzdem sportliche Fahrleistungen ermöglichte.

Mit dem Volvo P1800 begann ein neues Kapitel in unserer Geschichte als schwedischer Premium-Hersteller. Denn dieses Sportcoupé wurde nicht nur gebaut, um zu gefallen, sondern um neue Märkte – vor allem Nordamerika und Asien – zu erobern. Zu diesen globalen Ambitionen passten die anfänglich internationalen Fertigungsprozesse des P1800, denn das in Italien designte Coupé mit bewährter schwedischer Technik und in Schottland gepresster Karosserie wurde ab 1961 beim englischen Sportwagenspezialisten Jensen Motors montiert.

Stil-Ikone Dieser Volvo 1800 S mit dem Kennzeichen «STI» ging als Dienstwagen von Simon Templar (Roger Moore) in die TV-Geschichte ein.

Der Start war wenig glamourös – und schon gar nicht spektakulär

Die englische Manufaktur fertigte den sportlichsten Volvo in so unbefriedigender Qualität, dass schon die ersten 250 Autos vor Auslieferung nach Göteborg zur Nachbesserung in die Werkshallen mussten. Endgültig gelöst wurde dieses Problem erst zwei Jahre später, als die Produktion des Gran Turismo komplett ins schwedische Werk Lundby verlagert wurde. Nunkam der Verkauf des fortan Volvo 1800 S – «S» steht für Sverige (Schweden) – genannten und auf 96 PS erstarkten Sportlers weltweit richtig in Fahrt. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolvierte der Schwede in nur 12,1 Sekunden. Ein souveräner Wert, den damals nur teurere Sportwagen und ein paar sehr leistungsstarke Limousinen erzielten.

Visionär war aber auch das Sicherheitskonzept des schnellen Volvo, der als weltweit erstes Sportcoupé serienmässig über Sicherheitsgurte für alle vier Passagiere verfügte. Die Stabilität dieses Rückhaltesystems demonstrierte Volvo schon 1961 mit einer spektakulären Show im Hamburger Hafen: Dort schwebte ein P1800, allein von den Dreipunkt-Sicherheitsgurten fixiert, an einem Kran über der Hafenanlage. Und Jahrzehnte bevor der Golf-Boom losbrach, übernahmen wir auch bei der Gepäcksicherung eine Vorreiterrolle: Erstmals in das Gepäckabteil integrierte Ledergurte sicherten schwere Golfbags und sorgten für Aufsehen.

Vor allem in England: Die Produzenten der TV-Krimiserie «The Saint» waren vom Design, den Fahrleistungen und den Sicherheitsaspekten des 1800 S derart begeistert, dass Titelheld Simon Templar, verkörpert vom britischen Schauspieler Roger Moore, mit dem Volvo auf Verbrecherjagd ging. Die Qualitäten des Sportcoupés begeisterten den späteren James-Bond-Darsteller so sehr, dass Moore auch privat einen polarweissen Volvo 1800 S fuhr. Aber auch in der Heimat sorgte der Volvo für Furore: König Carl XVI. Gustaf fuhr ab seinem 18. Geburtstag nacheinander mehrere Fahrzeuge des sportlichen Coupés.

Das edle Design des Sportlers begeisterte aber auch viel Karossiers

Volvoville in den USA baute begehrte Cabrio-Kleinserien und italienische Stardesigner wie Fissore oder Coggiola präsentierten Fastback-Studien. Doch die tollste Weiterentwicklung des Sportcoupés stellten wir 1971 selber vor – den Volvo 1800 ES als Vorläufer aller modernen Shooting Brakes (Bei euch steht da aller Stil-Ikone). Dank der grossen gläsernen Heckklappe wurde dieser in atemberaubenden Linien gezeichnete Sportkombi im deutschsprachigen Raum als «Schneewittchensarg» berühmt.

Chefsache Håkan Samuelsson mit seinem lindgrünen Volvo P1800 S von 1967.

1972 rollte das letzte Coupé – ein Volvo 1800 E – vom Band, und ein Jahr später verabschiedete sich der 1800 ES. Insgesamt wurden 47 855 Einheiten der sportlichen Schweden gebaut, davon 39 778 Coupés. Seine Unvergänglichkeit demonstriert der Volvo P1800 seitdem in der Klassikerszene und durch den stilprägenden Einfluss auf selbstbewusste Volvo neuerer Generation, etwa das Volvo Concept Coupé aus dem Jahr 2013.